Aus dem Leben des Laurentius

Laurentius lebte im 3. Jahrhundert nach Christus in Rom. Als Diakon war ihm besondere Sorge für die Armen und Kranken in der christlichen Gemeinde und darüber hinaus übertragen. Er wusch ihnen die Füße und teilte die kirchlichen Almosen aus. Die Legende sagt, dass er sogar viele Kranke und Blinde wunderbar von ihren Leiden heilte.

Nach einem Überfall wurde er in den Katakomben festgenommen. Die erste Frage des Richters galt den Schätzen, die die Kirche angeblich besitzen sollte und deren Verwaltung man in den Händen des Diakon vermutete. Man hatte gehört, wie drei Tage vorher Bischof Sixtus vor seinem Tod dem Diakon zugerufen hatte, er solle die Kirchenschätze beschützen. Da erbat sich Laurentius von seinem Richter – so erzählt man sich seit altersher – drei Tage Zeit und versprach, sie herbeizuschaffen. Als die Zeit verstrichen war, erschien er mit einer Zahl von Bettlern, Lahmen und Blinden und rief dem Richter zu: „Siehe, hier sind die Schätze der Kirche!“ Der Richter fühlte sich verspottet und übergab den Diakon dem Henker.

Nach mannigfachen Martern wird Laurentius noch einmal aufgefordert: „Opfere den Göttern, oder diese ganze Nacht wird unter Martern an deinem Leib verzehrt!“ Darauf kommt die sieghafte Antwort: „Meine Nacht ist ohne Finsternis, und alles leuchtet in hellem Licht.“ Da wurde ein glühender Rost herbeigebracht und Laurentius darauf den Flammen übergeben. Das gläubige Volk aber hat in späterer Zeit die Sternschnuppen, die am nächtlichen Himmel aufflammen, „Laurentiustränen“ genannt.

(Nach einem Auszug aus „Heilige des Regionalkalenders, Band II, herausgegeben von Hermann-Joseph Weisbender, St. Benno-Verlag, Leibzig, 1. Auflage 1980, Seite 166)